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Der Strom­ver­brauch in Schwei­zer Haus­hal­ten aufgezeigt

Strom — für vie­le von uns selbst­ver­ständ­lich. Am Mor­gen ste­hen wir auf und schal­ten das Licht an. Beim Auf­ste­hen frie­ren wir nicht gleich, da es schön ge­heizt ist. Wir be­nut­zen die Toi­let­te und be­rei­ten uns für den Tag vor. In der Kü­che las­sen wir uns ei­nen Kaf­fee raus oder ko­chen ei­nen Tee. Aus dem Kühl­schrank ho­len wir Oran­gen­saft oder But­ter für das Früh­stück. Be­vor wir das Haus ver­las­sen, la­den wir noch­mal schnell das Han­dy auf. Das kur­ze Bei­spiel zeigt wun­der­bar auf, dass wir prak­tisch bei je­der Hand­lung Strom brau­chen. Wir sind ab­hän­gig vom Strom. Aber wel­che un­se­rer Hand­lun­gen braucht am meis­ten Strom? Und aus wel­chen En­er­gie­quel­len stammt die­ser Strom? In die­sem Ar­ti­kel be­han­deln wir den Strom­ver­brauch in Schwei­zer Haushalten.

Star­ten wir mit der all­ge­mei­nen Ent­wick­lung des Strom­ver­brauchs in der Schweiz. Auf der un­ten­ste­hen­den Gra­fik ist der Strom­ver­brauch von 1910 — 2020 zu se­hen. Auf der lin­ken, obe­ren Sei­te seht ihr wie­viel Te­ra­joule (TJ) En­er­gie über die Jah­re hin­weg ver­braucht wur­de. Hier­bei steht Joule für die En­er­gie­ein­heit und Te­ra wird als Vor­satz für die Po­tenz 1012 ver­wen­det. Kurz ge­fasst ist 1 Te­ra­joule 1 Bil­li­on Joule.

In der Schweiz ist der End­ener­gie­ver­brauch im Jahr 2020 ge­gen­über dem vor­he­ri­gen Jahr um 10,6% ge­sun­ken. Die­se Ent­wick­lung kann durch die Co­vid-19 Pan­de­mie und die wär­me­re Wit­te­rung er­klärt wer­den. Vor al­lem bei den En­er­gie­trä­gern, wel­che zum Hei­zen ge­nutzt wer­den, ist ein Rück­gang zu be­ob­ach­ten. Da­durch ist ver­ständ­lich, dass die An­zahl der Heiz­ta­ge um 4,4% ab­nah­men. Ei­ne ähn­li­che Ab­nah­me ist beim Ver­brauch von Heiz­öl (-10,4% und von Erd­gas (-2%) zu beobachten.

Schweizer Stromverbrauch
Abb. 1: End­ener­gie­ver­brauch nach Energieträger

Aber wo ver­brau­chen wir Strom im Haus­halt? Ge­ne­rell gibt es fünf Haupt­be­rei­che, bei wel­chen wir Strom ver­brau­chen. Fol­gen­de Be­rei­che wä­ren dies: Das Hei­zen und das Warm­was­ser, die Haus­halts- und Elek­tro­ge­rä­te und die Be­leuch­tung. Die­se fünf Be­rei­che neh­men wir nun et­was ge­nau­er un­ter die Lupe. 

Hei­zen

Das Hei­zen be­an­sprucht in der Schweiz im Haus­halt 2/3 des ge­sam­ten En­er­gie­be­darfs. Mehr als die Hälf­te der Ge­bäu­de wer­den noch im­mer mit fos­si­ler En­er­gie (Öl und Erd­gas) be­heizt. Dies liegt an den al­ten Öl-Hei­zun­gen, wel­che lei­der noch in den meis­ten un­sa­nier­ten Häu­ser zu fin­den sind. Im Ver­gleich zu Erd­gas-Hei­zun­gen, wel­che eben­falls fos­si­le En­er­gie nut­zen, ist der CO₂ Aus­stoss bei ÖL-Hei­zun­gen deut­lich höher.

In Neu­bau­ten ist die Wär­me­pum­pe hin­ge­gen schon Stan­dard. Die Wär­me­pum­pe pumpt ei­ne kal­te Flüs­sig­keit durch die Rohr­lei­tun­gen. Die­se Flüs­sig­keit er­wärmt sich durch die war­me Um­ge­bung in den Roh­ren. Ob­wohl ei­ne Wär­me­pum­pe über Strom läuft, be­nö­tigt die­se aber nur sehr we­nig und gilt als be­son­ders um­welt­freund­lich. Ab dem Jahr 2030 wird es in der Schweiz nicht mehr er­laubt sein, Hei­zun­gen mit fos­si­len Brenn­stof­fen ein­zu­bau­en. Dies be­deu­tet kei­ne neu­en Öl-Hei­zun­gen und Erd­gas­hei­zun­gen, die den CO₂ Aus­stoss erhöhen.

Warm­was­ser

Die Schweiz wird oft als Was­ser­schloss Eu­ro­pas an­ge­se­hen. Dies nicht oh­ne Grund. Die Schweiz hält un­ge­fähr 6% der Süß­was­ser­re­ser­ven Eu­ro­pas und bil­det we­gen dem Ge­bir­ge ein sehr gu­tes Was­ser­re­ser­voir. Schau­en wir uns den Was­ser­ver­brauch der Schweiz über die Jah­re hin­weg an, dann nimmt die­ser stän­dig ab. In den 1970er-Jah­ren wa­ren es noch 500 Li­ter pro Per­son und Tag, wäh­rend es heu­te 300 Li­ter sind, da­von 142 Li­ter für den Haus­halt. Wird der Was­ser­ver­brauch in der Frei­zeit, am Ar­beits­platz und in den Fe­ri­en da­zu ge­rech­net, sind es schluss­end­lich et­wa 163 Li­ter pro Per­son und Tag. Ihr seht auf der Gra­fik, wo im Haus­halt wie viel Was­ser ver­braucht wird.

Schweizer Stromverbrauch
Abb 2: Der Was­ser­ver­brauch im Haushalt 

Im Jahr 2018 ver­brauch­ten wir un­ge­fähr 142 Li­ter Was­ser pro Per­son im Haus­halt. Von den 142 Li­ter Was­ser sind et­wa 50 Li­ter Warm­was­ser. Du­sche, Bad und Toi­let­te ma­chen zu­sam­men über 50% des ge­sam­ten Was­ser­ver­brauchs aus. An obers­ter Stel­le steht die WC-Spü­lung mit 28.9%. 

Schau­en wir uns nun das Warm­was­ser ge­nau­er an. Wie kom­men wir zu Warm­was­ser und mit wel­chen En­er­gie­trä­gern wird es her­ge­stellt? Das Was­ser kann an die Hei­zungs­an­la­ge an­ge­schlos­sen wer­den oder es kann ein Durch­lauf­er­hit­zer (Elek­tro und Gas)  ver­wen­det wer­den. Beim Durch­lauf­er­hit­zer wird das durch­flie­ßen­de Was­ser er­hitzt. Das Was­ser wird in Lei­tun­gen ge­lei­tet und von der Flam­me im Ge­rät erhitzt.

Bei den Hei­zun­gen zur Er­wär­mung des Was­sers kön­nen un­ter­schied­li­che Punk­te be­ach­tet wer­den. Um mög­lichst en­er­gie­ef­fi­zi­ent mit Warm­was­ser um­zu­ge­hen, ist die Aus­wahl des Heiz­sys­tems von Be­deu­tung. Öl-Hei­zun­gen stos­sen im Ge­gen­satz zum Hei­zen mit Holz oder ei­ner Wär­me­pum­pe sehr viel mehr CO2 Emis­sio­nen aus. Aus­ser­dem wird das Erd­öl für die Hei­zun­gen nicht für im­mer vor­han­den sein, da es sich um fos­si­le En­er­gie han­delt. Al­le fos­si­le En­er­gie­trä­ger sind nicht er­neu­er­bar und wer­den so­mit aus­ge­hen. Ne­ben ei­nem en­er­gie­ef­fi­zi­en­ten Heiz­sys­tem ist der Ver­brauch von Warm­was­ser selbst zu be­ach­ten. Müs­sen wir im­mer 15 Mi­nu­ten warm du­schen? Kön­nen wir un­se­re Hän­de nicht auch mit kal­tem Was­ser wa­schen? Durch ei­nen spar­sa­men Um­gang mit un­se­rem Warm­was­ser kön­nen wir eben­so viel En­er­gie sparen.

Haus­halts­ge­rä­te

Haus­halts­ge­rä­te sind heu­te nicht mehr weg­zu­den­ken. Ob Koch­herd, Ge­schirr­spü­ler, Kühl- und Ge­frier­ge­rä­te, Wasch­ma­schi­ne, Toas­ter, Tee­ko­cher oder Kaf­fee­ma­schi­ne, prak­tisch al­le Haus­hal­te sind mit ei­ni­gen die­ser Ge­rä­te aus­ge­stat­tet. Da­bei wer­den 8 % des Strom­ver­brau­ches durch Kühl­ge­rä­te und 7% durch Ba­cken und Ko­chen verursacht.

Falls ihr euch neue Haus­halts­ge­rä­te be­schaf­fen möch­tet, könnt ihr ei­nen wich­ti­gen Bei­trag leis­ten, in dem ihr euch beim Kauf auf die En­er­gie­eti­ket­te ach­tet. Was die En­er­gie­eti­ket­te ge­nau ist und wie­so sie wich­tig ist, fin­det ihr in die­sem Ar­ti­kel zum The­ma Di­gi­ta­li­sie­rung heraus.

Elek­tro­ge­rä­te

Ob Fern­seh­ge­rä­te, Com­pu­ter oder Spiel­kon­so­le, die Lis­te der Elek­tro­ge­rä­te ist lang. Wir al­le be­sit­zen im ei­ge­nen Zu­hau­se un­zäh­li­ge Elek­tro­ge­rä­te. All die­se Ge­rä­te brau­chen Strom und müs­sen an ei­ner Steck­do­se an­ge­schlos­sen sein, um über­haupt lau­fen zu kön­nen. Der Fern­se­her oder die Spiel­kon­so­le zum Bei­spiel, kön­nen oh­ne An­schluss an ei­ner Steck­do­se nicht funk­tio­nie­ren. Das­sel­be gilt für das Han­dy, des­sen Ak­ku wir nach län­ge­rem Ge­brauch im­mer wie­der an der Steck­do­se auf­la­den müssen. 

Die­ser Strom, den wir für die Elek­tro- und auch Haus­halts­ge­rä­te nut­zen, kommt aus un­ter­schied­li­chen En­er­gie­quel­len. Im Jahr 2020 stamm­te der Strom aus den Steck­do­sen zu 76% aus er­neu­er­ba­rer En­er­gie und 20% aus der Kern­ener­gie. 2% stamm­ten aus fos­si­ler En­er­gie und Ab­fäl­len und die letz­ten 2 % aus nicht über­prüf­ba­ren En­er­gie­trä­gern. Die 76 % der er­neu­er­ba­ren En­er­gie­trä­gern setzt sich wie folgt zu­sam­men: 66% aus Gross­was­ser­kraft­wer­ken und zu 10.3% aus Bio­mas­se, Klein­was­ser­kraft­wer­ken und Son­nen- und Windenergie.

schweizer Stromverbrauch

Be­leuch­tung

Die Be­leuch­tung macht im Haus­halt 10% des Strom­ver­brau­ches aus. Die­ser Strom­ver­brauch könn­te bis 2025 dank ef­fi­zi­en­ten Pro­duk­ten bis zur Hälf­te re­du­ziert wer­den. Dies er­rei­chen wir durch Pro­duk­te wie die Glüh- und Ha­lo­gen­lam­pen, Spar­lam­pen und LED-Lam­pen. Da­bei sind die LED-Lam­pen die um­welt­freund­lichs­te Va­ri­an­te und der rich­ti­ge Weg, um den Strom­ver­brauch in die­sem Be­reich zu sen­ken. Bei je­dem Kauf ist, wie bei den be­reits er­wähn­ten Pro­duk­ten, die En­er­gie­eti­ket­te zu be­ach­ten, da­mit ihr die En­er­gie­ef­fi­zi­enz be­ur­tei­len könnt.

Un­ser Fazit

Je we­ni­ger Strom wir im Haus­halt ver­brau­chen, des­to hö­her ist un­ser Bei­trag zum Kli­ma­schutz. Um­welt­freund­li­che und en­er­gie­ef­fi­zi­en­te Pro­duk­te spie­len da­bei ei­ne wich­ti­ge Rol­le. Dank neu­er Tech­no­lo­gien und Hilfs­mit­teln wie der En­er­gie­eti­ket­te auf den Ver­pa­ckun­gen wird es im­mer ein­fa­cher um­welt­scho­nen­de Ge­rä­te zu kau­fen. Wir al­le kön­nen ei­nen Bei­trag leis­ten, in­dem wir un­se­ren täg­li­chen Strom­ver­brauch zu­hau­se oder auch zum Bei­spiel bei der Ar­beit hin­ter­fra­gen. Wo brau­che ich viel Strom? Wo könn­te ich Strom spa­ren und wie kann ich das in mei­nem All­tag ein­bau­en? Es kön­nen Klei­nig­kei­ten sein, wie zum Bei­spiel das Licht zu lö­schen, wenn man den Raum ver­lässt oder die Wä­sche an der Luft zu trock­nen, an­statt den Tumb­ler zu be­nut­zen. Das hört sich an­fangs nach klei­nen, nicht nütz­li­chen Bei­trä­gen an. Wenn je­doch al­le sol­che klei­nen Schrit­te um­set­zen, kön­nen wir ge­mein­sam viel erreichen.

Quel­len­ver­zeich­nis

En­er­gie­held. Hei­zun­gen und Hei­zungs-Er­satz, ein Überblick.

En­er­gie­schweiz. Hei­zen, Be­leuch­tung, Warm­was­ser, Elek­tro- und Haushaltsgeräte.

Bun­des­amt für Um­welt. 76 Pro­zent des Stroms aus Schwei­zer Steck­do­sen stamm­ten 2020 aus er­neu­er­ba­ren Energien.

IGEB (21. Ju­ni 2021). Schwei­zer En­er­gie­ver­brauch 2020 we­gen Pan­de­mie stark gesunken.

Na­tür­lich Trink­was­ser (2018). Der Was­ser­be­darf in der Schweiz sinkt.

Ab­bil­dungs­ver­zeich­nis

Abb. 1: bfs.admin.ch. En­er­gie — Verbrauch

Abb. 2: wasserqualitaet.svgw.ch (2018). Haus­halts­ver­brauch in der Schweiz.

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