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Kunst­pelz — die Echt­pelz Alternative

Durch die Ver­öf­fent­li­chung von Vi­de­os und Bil­der auf Pelz­far­men, ent­stand in den 1970er ers­te Ab­leh­nun­gen ge­gen­über ech­ten Pelz­pro­duk­ten. Heu­te hat sich das Bild von Echt­pelz ge­än­dert und es set­zen im­mer mehr Men­schen und Mo­de­mar­ken ein Zei­chen ge­gen die­se In­dus­trie. Dol­ce & Gab­ba­na, Mon­cler und Pra­da sind ei­ni­ge Bei­spie­le von Mo­de­mar­ken, die sich ge­gen Echt­pelz aus­spre­chen. Die­se Mar­ken ha­ben sich al­le da­zu ent­schie­den, kom­plett auf Echt­pelz zu verzichten. 

Letz­te Wo­che hast du im ers­ten Teil zum The­ma Pelz er­fah­ren, von wel­chen Tie­ren Pelz­pro­duk­te stam­men und wie de­ren Le­bens­be­din­gun­gen aus­se­hen. Die­se Wo­che möch­ten wir uns die Her­kunft die­ser Pel­ze so­wie die Al­ter­na­ti­ven ge­nau­er an­schau­en. Wo­her stam­men die Pelz­pro­duk­te, die wir in den Lä­den ein­kau­fen kön­nen? Wie kön­nen wir Echt­pelz von künst­li­chem Fell un­ter­schei­den und wel­che Al­ter­na­ti­ven ste­hen uns zur Verfügung?

Wo kom­men die Pel­ze her?

Mit fast 50% der Pelz­her­stel­lung liegt Eu­ro­pa an der Spit­ze. Chi­na ist eben­falls Spit­zen­rei­ter und pro­du­ziert nicht viel we­ni­ger als Eu­ro­pa. Wei­te­re Pelz­far­men sind in Nord­ame­ri­ka zu fin­den. Je­des Land be­sitzt ei­ge­ne Ge­set­ze, um die Pelz­jagd und Hal­tungs­be­din­gun­gen auf Pelz­far­men zu Re­geln. In Chi­na gibt es bei­spiels­wei­se kei­ne se­riö­sen Tier­schutz­ge­set­ze. Die we­ni­gen be­stehen­den Hal­tungs­be­din­gun­gen auf Pelz­far­men wer­den kaum be­ach­tet, da es sel­ten Stra­fen gibt. 

Auch in Eu­ro­pa sind die Hal­tungs­be­din­gun­gen zu be­män­geln. In Finn­land zum Bei­spiel, ein eu­ro­pa­weit füh­ren­der Pelz­her­stel­ler (über 750 Far­men), wer­den nur we­ni­ge Kon­trol­len durch­ge­führt. Das Ve­te­ri­när­amt hat dort in den letz­ten Jah­ren bei je­dem drit­ten kon­trol­lier­ten Be­trieb Ver­stös­se ge­gen das Tier­schutz­ge­setz fest­ge­hal­ten. Trotz­dem wer­den die Kon­trol­len nicht er­höht. Stell dir vor, im Jahr 2014 kon­trol­lier­ten die Be­hör­den nur vier Be­trie­be. Im Jahr 2018 be­such­te das Ve­te­ri­när­amt nur 12% al­ler Farmen.

Ein von der eu­ro­päi­schen Pelz­in­dus­trie ein­ge­führ­tes Mar­ke­ting­la­bel ”Ori­gin Assu­red” ver­weist zwar auf die exis­tie­ren­den Ge­set­ze und Ver­ord­nun­gen, sagt je­doch nichts dar­über aus, ob die­se ein­ge­hal­ten und das Tier­wohl be­ach­tet wurde.

Wie sieht es in der Schweiz aus?

In der Schweiz gibt es kei­ne Pelz­far­men mehr. Beim Im­port gilt die Schwei­zer Pelz­de­kla­ra­ti­ons­ver­ord­nung, die be­sagt, dass für Pelz­pro­duk­te die ein­deu­ti­ge Auf­schrift ”Echt­pelz”, das Her­kunfts­land, die zoo­lo­gi­sche und wis­sen­schaft­li­che Be­zeich­nung der Tier­art und wie der Pelz ge­won­nen wur­de, an­ge­ge­ben wer­den muss. Aus­ser­dem ist der Im­port von Kat­zen- und Hun­de­fell seit 2008 ver­bo­ten. All die­se Vor­schrif­ten se­hen zwar viel­ver­spre­chend aus, las­sen je­doch viel Spiel­raum für Missbrauch.

Wenn ein Händ­ler ge­wis­se An­ga­ben nicht kennt, darf er ”Her­kunft un­be­kannt” oder ”Hal­tungs­form un­be­kannt” an­ge­ben. Der Schwei­zer Bund stosst bei Kon­trol­len, trotz De­kla­ra­ti­ons­pflicht, häu­fig auf falsch oder nicht de­kla­rier­te Pel­ze in Mo­de­ge­schäf­ten al­ler Preis­klas­sen. Ob­wohl dies zu stren­ge­ren Kon­trol­len füh­ren soll­te, wird zum Bei­spiel die Tier­art ei­nes Pel­zes kaum kon­trol­liert, da dies nur mit auf­wän­di­gen und teu­ren La­bor­tests be­stä­tigt wer­den kann. Dar­aus lässt sich schlies­sen, dass ”Schwei­zer Pel­ze” aus tier­quä­le­ri­schen Far­men stam­men kön­nen und Hun­de- oder Kat­zen­fell ver­kauft wer­den kann.

Die An­ti-Pelz-Be­we­gung

Kom­men wir zu ei­ni­gen gu­ten Neu­ig­kei­ten. In den 1970er Jah­ren wur­den Bil­der und Vi­de­os von der Tier­pelz­hal­tung ver­öf­fent­licht, die bei der Be­völ­ke­rung ers­te Ab­leh­nun­gen ge­gen­über Pelz­pro­duk­ten aus­lös­ten. Tier­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen ha­ben es sich zur Auf­ga­be ge­macht, die Be­völ­ke­rung und Po­li­tik über die Pelz­in­dus­trie auf­zu­klä­ren und konn­ten so­mit ei­ni­ge Mei­len­stei­ne er­rei­chen. Was die An­ti-Pelz-Be­we­gung bis jetzt er­rei­chen konn­te er­fährst du hier: 

  • In die­sen Län­dern ist die Zucht von Tie­ren we­gen ih­ren Fel­len ver­bo­ten: Gross­bri­tan­ni­en, Ser­bi­en, Slo­we­ni­en, Ös­ter­reich, Ja­pan, Kroa­ti­en, Tsche­chi­en, Bos­ni­en und Herzegowina.
  • In die­sen Län­dern wird das Zucht­ver­bot in ei­ni­gen Jah­ren noch ein­tre­ten: Bel­gi­en, Frank­reich, Nor­we­gen und Slowakei.
  • Bul­ga­ri­en, Is­ra­el, Mon­te­ne­gro, Po­len und der Ukrai­ne de­bat­tie­ren über Verbote.
  • Dä­ne­mark, der gröss­te Her­stel­ler von Nerz­pel­zen, tritt im Jahr 2024 ein ers­tes Zucht­ver­bot für Füch­se ein.
  • Ka­li­for­ni­en ver­bie­tet ab dem Jahr 2023 im ge­sam­ten Bun­des­staat den Ver­kauf von neu­ar­ti­gen Pelzwaren.
  • Is­ra­el ver­han­delt über ein lan­des­wei­tes Im­port­ver­bot von Pelzprodukten.
  • Die­se Mo­de­mar­ken ver­zich­ten auf Pelz: Dol­ce & Gab­ba­na, Mon­cler, Ca­na­da Goo­se, Pra­da, Karl La­ger­feld Pa­ris, Cha­nel, Jean Paul Gau­tier, Breu­nin­ger, Bru­nel­lo Cu­ci­n­el­li & Moo­se Knuckles.

Was du tun kannst

Wenn du die Pelz­in­dus­trie nicht un­ter­stüt­zen möch­test, hilfst du, in­dem du kei­ne Pro­duk­te aus Pelz kaufst. Falls du dir ein Pro­dukt mit künst­li­chem Fell kau­fen möch­test und dir nicht si­cher bist, ob es sich wirk­lich um künst­li­ches Fell han­delt, ha­ben wir für dich ei­ni­ge Tipps wie du ech­tes Fell von künst­li­chem un­ter­schei­den kannst. Wenn du beim Ein­kauf trotz die­sen Tipps un­si­cher bist, ra­ten wir dir, dar­auf zu verzichten.

  • Le­der-Test: Echt­pelz ist mit Le­der ver­ar­bei­tet. Ziehst du die Haa­re aus­ein­an­der, siehst du das dar­un­ter­lie­gen­de Ge­we­be. Ent­we­der fin­dest du künst­li­ches Ge­we­be oder das Le­der, an dem die Haa­ren haften.
Kunstpelz
Ab­bil­dung 1: Echt­pelz und Kunst­pelz Unterschied.
  • Wind-Test: Echt­pelz be­wegt sich oft schon bei leich­ten Bri­sen. Bläst du ganz sanft über den Pelz und die Haa­re be­we­gen sich, ist es wahr­schein­lich Echtpelz.
  • Haar­spit­zen: Beim Kunst­pelz sind die Haar­spit­zen meis­tens ge­schnit­ten. Beim Echt­pelz sind die Spit­zen vorhanden.
  • Ver­glei­che nicht die Prei­se: gu­ter Kunst­pelz kann teu­rer sein als Billigpelz.
  • Ach­tung Eti­kett! Tier­pelz sind teil­wei­se mit Be­zeich­nun­gen be­schrif­tet, die wir als Tier­pelz nicht er­ken­nen wür­den. Ein Bei­spiel da­für wä­re der Mar­der­hund, der un­ter Mur­man­sky ge­kenn­zeich­net ist.

Möch­test du dir ganz si­cher sein, fin­dest du durch das ”Fur Free Re­tail­er-Pro­gramm” ei­ne Lis­te mit Mo­de­mar­ken, die sich ge­gen Pelz in ih­ren Kol­lek­tio­nen aus­ge­spro­chen haben.

Echt­pelz Alternativen

Du weisst nun, wie du ech­ten Pelz von künst­li­chem un­ter­schei­den kannst. Mit den künst­li­chen Pelz Al­ter­na­ti­ven kannst du ein Zei­chen ge­gen die Pelz­in­dus­trie und de­ren Vor­ge­hen mit den Tie­ren set­zen. Wird we­ni­ger Echt­pelz ge­kauft, sinkt die Nach­fra­ge, was wie­der­um Fol­gen auf die Pro­duk­ti­on hat. Be­steht we­nig oder kei­ne Nach­fra­ge nach ei­nem Pro­dukt, wird we­ni­ger pro­du­ziert, was schluss­end­lich den Tie­ren zu­guns­ten kommt. Nun stellt sich je­doch die Fra­ge wor­aus künst­li­ches Fell be­steht und wie nach­hal­tig die­se Al­ter­na­ti­ve wirk­lich ist. Schau­en wir uns das et­was ge­nau­er an.

Die Aus­wahl an künst­li­chem Fell war noch nie so gross wie heu­te. Ja­cken und Müt­zen sind ei­ni­ge der Pro­duk­te, die heut­zu­ta­ge oft­mals mit künst­li­chem Fell aus­ge­stat­tet sind. Die­se künst­li­chen Fel­le be­stehen aus Po­ly­es­ter, Po­ly­acryl-Fa­sern oder Baum­wol­le. Da wir bei Po­ly­es­ter wie­der beim The­ma Plas­tik wä­ren, soll­ten Men­schen sich zur Nach­hal­tig­keit der Pro­duk­te vor dem Kauf ei­nes künst­li­chen Fells in­for­mie­ren. Da­mit ein künst­li­cher Pelz so echt wie mög­lich aus­sieht, sind meh­re­re Ar­beits­schrit­te not­wen­dig. Für die Her­stel­lung wer­den Po­ly­acryl-Fa­sern in das Grund­ge­we­be (oft­mals ein Baum­woll-Po­ly­es­ter-Mix) ein­ge­webt und ver­klebt. Dank die­sem Schritt fal­len die Fa­sern nicht raus. In der Fa­brik wer­den die Fa­sern an den Wur­zeln hel­ler und die Spit­zen dunk­ler gefärbt. 

Kunstpelz
Ab­bil­dung 2: Blick in ei­ne Webpelz-Fabrik 

Wie du siehst, sind Al­ter­na­ti­ven zu Pelz vor­han­den und sie wer­den im­mer be­lieb­ter. Ob wir jetzt ei­ne Ja­cke mit ei­nem be­son­ders echt aus­se­hen­dem Pelz brau­chen, ist trotz­dem frag­lich. Sieht der Kunst­pelz sehr echt aus, kann dies wie­der­um das Aus­se­hen und so­mit den Echt­pelz wie­der tren­dy ma­chen. Aus­ser­dem be­steht der künst­li­che Pelz oft­mals aus Plas­tik und be­nö­tigt vie­le Ar­beits­schrit­te, was wie­der­um un­se­re Um­welt be­las­tet. So­mit stellt auch das Kunst­pelz Busi­ness ein frag­li­ches Un­ter­neh­men dar. 

Wie stehst du zum The­ma Pelz? Trägst du Echt‑, Kunst­pelz oder gar kei­nen Pelz? Wir freu­en uns dei­ne Ge­dan­ken da­zu zu hören. 

Quel­len­ver­zeich­nis

Se­bas­ti­an Ku­ba­la und Chrys­ti­an Fir­lej. (2019). As­sess­ment of poland’s com­pe­ti­ti­ve po­si­ti­on in trade in fur skins and their pro­ducts on the back­ground of count­ries of the EU.

Aman­da Boetz­kes. Cruel In­sen­si­bi­li­ty and an Ethics wi­t­hout Authority.

PE­TA. Pelz: Al­les was sie über die Pelz­in­dus­trie wis­sen sollten.

Ana Al­ca­zar. (2022). Tie­risch gut — al­les über Fake Fur.

Ab­bil­dungs­ver­zeich­nis

Ab­bil­dung 1: PE­TA. (2015). Echt­pelz oder Kunst­pelz? So er­ken­nen Sie den Unterschied.

Ab­bil­dung 2: Ana Al­ca­zar. (2022). Tie­risch gut — al­les über Fake Fur.

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