Minergie-Standard, Minergie-Nullenergiehaus oder das Tiny House stellen innovative Lösungen zum Thema Nachhaltigkeit bei den Wohnmöglichkeiten dar. Diese Wohnmöglichkeiten stellen wir euch vor und gehen zudem auf die Frage ein, weshalb die Auseinandersetzung mit nachhaltigen Wohnmöglichkeiten uns alle betrifft. Viel Spass beim Lesen!
Ob Tiny House oder Nullenergiehaus, sie finden immer mehr den Weg in unseren Alltag und gewinnen an Bekanntheit und Beliebtheit. Denn das Bewusstsein, dass wir überall, wo wir können, nachhaltigere Methoden einsetzen müssen, nimmt stetig zu. Dies gilt auch für unsere Wohnmöglichkeiten. Lange waren wir der Überzeugung, dass wir in diesem Bereich gar nicht so viel bewirken können. Jedoch findet der Mensch für praktisch jedes Problem eine innovative Lösung. So auch beim Thema Wohnen.
Was ist der Minergie-Standard?
Beim Minergie-Standard handelt es sich um einen Schweizer Baustandard, bei dem Gebäude hinsichtlich ihres Komforts und der Energieeffizienz zertifiziert werden. Dieses Label wurde im Jahr 1998 lanciert und ist geschützt. Ein Gebäude erhält das Minergie-Label, wenn die Minergie-Kennzahl von 55kWh/m2 erreicht wird. Diese Kennzahl setzt sich aus dem Gesamtenergiebedarf für Heizung, Warmwasser, Lüftung, Klimatisierung, Beleuchtung, Geräte und allgemeine Gebäudetechnik zusammen. Davon abgezogen wird die Eigenstromproduktion. Wer nun denkt, dass man den Standard ganz einfach durch den Bau einer grossen Solaranlage erreichen kann, liegt damit leider falsch. Das Minergie-Label erhältst du nur, wenn alle energieverzerrenden Komponente (Warmwasser, Lüftung, Klimatisierung, etc.) von hoher Qualität sind. Für jede einzelne Komponente musst du eine Forderungen erfüllen, damit du den Minergie-Standard erreichen kannst. Welche Forderungen dazugehören, kannst du auf dem Bild unten sehen.

Durch das Minergie-Label wird die Qualität in der Planungs‑, Bau- und Betriebsphase eines Gebäudes abgesichert. Generell gibt es drei Gebäudestandards: Minergie, Minergie‑P und Minergie‑A. Zusätzlich berücksichtigt das Label ECO die Gesundheit und die Bauökologie. Des Weiteren kann auch der Zusatz MQS Bau bei der Realisierung des Gebäudes und der MQS Betrieb und Performance beim Betrieb des Gebäudes angestrebt werden.
Welchen Nutzen hat die Minergie?
Als erster Vorteil ist der Komfort zu nennen. In Bauten mit Minergie-Standard sind die Aussenwände, Böden und Dachflächen besser gedämmt und dichter. Dadurch ist es im Winter wärmer und es zieht nicht. Ausserdem schützt eine solche Bauweise im Sommer vor grosser Hitze in den Innenräumen. Ein weiterer Vorteil besteht in der erhöhten Luftqualität. Denn durch die systematische Lufterneuerung ist die Luftqualität immer gut. Dafür wird die frische Luft von aussen gefiltert und die Schadstoffe und die Feuchtigkeit der Innenluft werden abtransportiert. So nimmt auch das Risiko für Schimmelbefälle und Bauschäden ab. Des Weiteren brilliert ein Minergie-Haus durch seinen Werterhalt. Dies zeigte eine Studie der Zürcher Kantonalbank, wobei berechnet wurde, dass ein Minergie-Einfamilienhaus gegenüber einem konventionellen Einfamilienhaus rund 7% Mehrwert hat.
Ein weiterer unverzichtbarer Vorteil ist die Senkung des Energieverbrauchs durch den Minergie-Standard. Dies führt nicht nur zu weniger Kosten, sondern auch einer Reduktion der CO2 Emissionen. Neben des reduzierten Energieverbrauchs sind Minergie-Häuser mit erneuerbaren Energieversorgungen ausgestattet, was wichtig für unsere Zukunft ist. Diese Vorteile des Minergie-Standards überwiegen eindeutig den Nachteil der anfänglich höheren Kosten eines Minergie-Hauses. Hinzukommt, dass sich nach ca. sieben Jahre diese höheren Kosten ausgleichen und man ab dann sogar Geld spart mit dem Minergie-Haus.
Das Nullenergiehaus
Das Nullenergiehaus entspricht dem Minergie-Standard A. Das bedeutet, dass das Haus durch die Eigenproduktion von erneuerbarer Energie energieunabhängig ist. Was passiert aber, wenn durch die Wetterverhältnisse keine Eigenproduktion möglich ist? Wegen der Wetter- und Jahreszeitabhängigkeit der erneuerbaren Energien, bleibt ein Nullenergiehaus trotzdem an das Versorgungsnetz angeschlossen. Dadurch kann es bei geringer Energieproduktion externe Energie beziehen. Wie ist nun die Bilanz von Null möglich? Die genutzte, externe Energie balanciert sich durch die überschüssig produzierte Energie des Nullenergiehaus aus. Mit dieser Vorgehensweise gelingt die jährliche Energiebilanz von Null.
Welche Art oder Kombination der Energieproduktion eingesetzt wird, bestimmen die Gegebenheiten vor Ort. Jedoch ist die Solartechnologie ein Muss, da sie zur Heizung, für Warmwasserherstellung und zur Stromproduktion genutzt wird. Neben der Wahl einer optimalen Energieerzeugung spielt die Dämmung oder Isolation des Nullenergiehauses ebenso eine Rolle. Auch hier sind externe Umstände, wie die Sonneneinstrahlung, die vorhandene Dachfläche oder die Kosten, bestimmend bei der Auswahl der Wärmedämmung.
Ein weiterer Faktor, welcher es bei Nullenergiehäuser zu beachten gilt, ist das Wohnverhalten selbst. Dieses Vorgehen basiert auf dem Fakt, dass das Wohnverhalten ebenso massgeblich zum Stromverbrauch beiträgt. Aus diesem Grund werden in Nullenergiehäuser nur Haushalts- und Bürogeräte der Energieeffizienzklasse A und B eingebaut. Ausserdem können die Bewohner:innen durch intelligente Zähler den tatsächlichen Energieverbrauch kontrollieren. Des Weiteren besitzen Nullenergiehäuser ein Unterhalts- und Wartungskonzept, weshalb Fenster und weitere Geräte fachgerecht und regelmässig kontrolliert werden. Dies erlaubt die Langlebigkeit dieser Geräte zu verlängern, was ebenso wichtig ist für die Energiebilanz.
Das Tiny House
Das originale Tiny House stammt aus Schweden und gewinnt zunehmend an Bekanntheit. Durch seine kompakte Bauweise ist es ein Nachhaltigkeits-Hit und verwirklicht auch den Traum des Eigenheims. Neben dem heimeligen Gefühl im Tiny House überzeugt es durch seine Mobilität. Denn das Tiny House steht auf Rädern und kann deshalb überall mitgenommen werden. Weshalb ist es aber ökologischer in einem Tiny House zu wohnen? Einerseits spart ein Tiny House mit seinen 15 bis 35 m2 viel Platz. Durch diesen geringen Platz verlangt das Tiny House automatisch ein sparsames Leben des Bewohners, weshalb nur das Nötigste ins Tiny House kommt. Anderseits wird das Tiny House durch erneuerbare Energie, wie Solarpanels betrieben. Zudem ist die Verwendung von nachhaltigem Material beim Bauen des Tiny House die Norm.

Durch diese Vorteile ist das Tiny House eine interessante, nachhaltige Alternative zu sonstigen Wohnmöglichkeiten. Und falls dich dies bereits genug vom Tiny House überzeugt hat, dann kannst du dir gleich ein paar Fertigmodule anschauen und ein Tiny House bestellen. Oder möchtest du es lieber selbst gestalten? Auch dies stellt kein Problem dar. Denn den Innenausbau kannst du auch selbst auswählen. Aber Achtung vor lauter Euphorie musst du auch daran denken, wo du dein Tiny House hinstellen möchtest. In der Schweiz ist es nämlich im Gegensatz zur USA nicht so einfach ein Stellplatz für das Tiny House zu finden.
Was helfen mir nun diese Informationen, wenn ich kein Tiny House haben will oder kein neues Haus bauen möchte?
Wenn du dir nun diese Frage stellst, ist dies äusserst berechtigt. Denn die meisten von uns Leben in schon gebauten Häusern oder wollen nicht unbedingt auf 15m2 leben. Weshalb bringen euch die gelesenen Informationen aber trotzdem etwas? Einerseits ist es toll zu sehen, welche Innovationen in Angesicht der zunehmenden Klimakrise auf den Markt kommen. Wir finden es ermutigend beobachten zu können, dass sich in so vielen Bereichen in Bezug auf Nachhaltigkeit etwas tut. Uns gibt es Hoffnung, dass wir Menschen tatsächlich fähig sind die bevorstehende Klimakrise zu bewältigen. Anderseits braucht das Haus, in welchem du gerade wohnst, vielleicht auch mal eine Renovation. Und dann kannst du auch auf eine Minergie-Systemerneuerung setzen. Dadurch kannst du ebenso einen wichtigen Beitrag leisten, indem du deinen Energieverbrauch massgeblich reduzierst. Überzeugend, oder?
Quellenverzeichnis
Borowiak, K. (n.d.). Wie Sie mit dem Nullenergiehaus Ihr eigener Energieversorger werden. Nachhaltig leben.
Galbiati, S., & Rösemeier-Buhmann, J. (n.d.). Alles auf 15m2: So komfortabel wohnt es sich im Tiny House. Nachhaltig leben.
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Minergie.
Abb. 2: Foto von Jonas Wagell.