Verpackungen wegzuwerfen und Plastiksäcke für das Obst und Gemüse zu verwenden, ist für viele eine Selbstverständlichkeit. Hast du dich jedoch schon mal gefragt, wie viel Müll in der Schweiz jährlich weggeworfen wird? Welcher Bereich am meisten Abfall verursacht und wie viel davon wiederverwertet wird? Nein? Dann bist du hier richtig. Im folgenden Beitrag findest du Antworten zu diesen Fragen.
Verpackungen, Essen, Elektroschrott und Plastik stellen heutzutage ein grosses Problem für die Umwelt und die Tiere dar. Oftmals werden diese Produkte nach einmaligem Gebrauch entsorgt, ohne zu hinterfragen, was mit dem ganzen Müll geschieht. Der produzierte Müll kann in die Umwelt gelangen, wo er unsere Gewässer und Böden verunreinigt. Oder Tiere essen den Abfall, da sie ihn mit ihrer Nahrung verwechseln und sterben an den Konsequenzen. Ein Umdenken und mehr Achtsamkeit beim Einkauf sind deshalb dringend nötig.
Der jährlich anfallende Müll
Weltweit werden jährlich ungefähr 2,01 Milliarden Tonnen Müll produziert. Davon fluten jede Minute 15’000 kg neuer Plastikmüll die Ozeane. Alleine in der Schweiz entstehen jährlich 80–90 Millionen Tonnen Abfall. Mit 716 kg Abfall pro Person hat die Schweiz einer der höchsten Siedlungsabfallaufkommen (= Abfälle aus dem Haushalt) der Welt.
Wenn sich nichts an der jetzigen Situation ändert, wird geschätzt, dass der jährliche Müll bis 2050 auf 3,4 Milliarden Tonnen ansteigen wird. Ausserdem ist laut WWF davon auszugehen, dass bis 2050 fast jeder Meeresvogel der Welt Plastik im Magen hat und mehr Plastik als Fische im Meer schwimmen wird.
Wie hoch ist das Schweizer Abfallaufkommen?
Wie bereits im oberen Abschnitt erwähnt, hat die Schweiz eines der höchsten Siedlungsabfallaufkommen der Welt. Dies ist auf den hohen Lebensstandard der Schweizer:innen zurückzuführen. Zum einen nimmt die Gesamtbevölkerung zu und zum anderen haben wir ein hohes Pro-Kopf-Einkommen, also mehr Geld zum ausgeben und somit auch einen höheren Konsum. Um die schweizerische Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen zu decken, nimmt die Gesamtmenge der Rohstoffe in der Schweiz und im Ausland stetig zu. Damit ihr euch ein besseres Bild machen könnt, vergleichen wir die Schweiz mit den EU-Ländern. Der Material-Fussabdruck der Schweiz ist von 2000 bis 2015 um 6% gesunken, nämlich auf unter 17 Tonnen. Dies ist im Vergleich zu den EU-Ländern, die einen Durchschnitt von 14 Tonnen haben, immer noch deutlich höher.
Zusammensetzung der grössten Abfallanteile der Schweiz
In der Schweiz setzt sich der Abfall aus drei Hauptteilen zusammen. Der grösste Anteil des Abfallaufkommens liegt mit 84% in der Baubranche. Mit 65% also 57 Millionen Tonnen, generiert das Ausbruchsmaterial den grössten Teil. Unter Ausbruchsmaterialien zählen alle Materialien, die bei Bauarbeiten unterhalb des Bodens ausgehoben werden. Dazu gehören Kies, Lockergestein und Sand. Die restlichen 19%, also 17 Millionen Tonnen, sind Rückbaumaterialien (Betonabbruch, Mischabbruch, Ziegelbruch usw.). Wenn du dich mit dem Thema Baustoffe genauer auseinander setzen möchtest, findest du in diesem Blogbeitrag mehr Informationen dazu.
Mit 7% liegen die Haushaltsabfälle an zweiter Stelle des Abfallaufkommen. Im Jahr 2017 stammten 6.1 Millionen Tonnen Abfall aus dem Haushalt, den Bürogebäuden, den Kleinbetrieben, dem Hof und Garten sowie aus öffentlichen Abfalleimern. Die Abfallmenge pro Person stieg von 659 kg im Jahr 2000 auf 715 kg im Jahr 2016. Somit gehört die Schweiz leider zu den Spitzenreitern Europas.
Die drittgrössten Abfallmenge bilden die biogenen Abfälle. Die jährlich anfallenden Abfälle aus Holzabfällen, Lebensmittel und landwirtschaftlichen Abfälle sowie Klärschlamm (Abfall von Abwasser in Kläranlagen) betrugen im Jahr 2017 etwa 5.5 Millionen Tonnen.
Das Problem von Abfall
Dass wir zu viel Müll produzieren und dies eine Belastung für die Umwelt ist, kann nicht mehr abgestritten werden. Welche Konsequenzen dieser zunehmende Müll für uns bedeutet, fassen wir euch hier in einigen Punkten zusammen:
- Der Müll gelangt an unterschiedliche Orte wie z.B. in Wälder und Meere
- Tiere können sich am Müll verletzen oder sogar sterben
- Müllhalden sind toxisch (Methanausstoss)
- Nicht-recycelbare Stoffe werden verbrannt
- Die Müllproduktion ist so hoch, dass ein komplettes Recycling gar nicht möglich ist
- Müll aus Europa wird z.B. nach Afrika verfrachtet, wo riesige Müllhalden entstehen

Wie unser Konsumverhalten die Müllproduktion vorantreibt
Jedes Jahr dem neuesten Trend folgen und Kleider kaufen, die wir eigentlich nicht wirklich brauchen. Jedes Jahr das neueste Mobiltelefon kaufen, obwohl das eigene noch einwandfrei funktioniert. Dies sind Beispiele für ein Konsumverhalten, welche eine Belastungsprobe für die Umwelt darstellen. Wird der Konsum und das Abfallaufkommen nicht entkoppelt, vergrössern sich die Abfallmengen immer mehr. Wieso unser Konsumverhalten steigt, hat unterschiedliche Gründe.
Zum einen spielen die technologischen Entwicklungen und die gesellschaftlichen Veränderungen eine grosse Rolle. Neue Produkte werden entwickelt oder bestehende weiterentwickelt, sodass wir Menschen immer das Neuste oder Beste haben müssen. Zum anderen trennen sich die heutigen Generationen immer schneller von Produkten, Modetrends wechseln sehr oft (Fast Fashion) und die Sortimente sind sehr umfangreich. In der Schweiz haben die drei Konsumbereiche Ernährung, das Wohnen und die Mobilität mit 70% die grössten Auswirkungen auf die Umwelt. Bei den Produkten sind es vor allem die Nahrungsmittelproduktion, die Chemie (Textil), der Energiesektor und das Bauwesen die besonders umweltrelevant sind.
Wie können wir dem Müllwahnsinn entgegensteuern?
In der Schweiz werden vom gesamten Abfall rund 68% der Rohstoffe wieder in den Wirtschaftskreislauf eingeführt. Bei den Siedlungsabfällen können 53% recycelt werden, was die Schweiz im internationalen Recyclingvergleich an die Spitze treibt (Stand 2016). Trotzdem gehen viele wertvolle Rohstoffe verloren und Produkte werden nicht wiederverwertet. Um dies zu ändern, müssen wir den Wirtschaftskreislauf ausbauen und fördern. Das heute noch verbreitete lineare Wirtschaftssystem muss ein geschlossener Kreislauf werden. Im linearen Wirtschaftssystem werden Rohstoffe abgebaut, Produkte hergestellt, verkauft, konsumiert und schlussendlich weggeworfen.
Im Wirtschaftskreislauf hingegen, bleiben die konsumierten Produkte im Umlauf. Hierzu braucht es ein Umdenken aller Beteiligten. Dabei kommt der Zero Waste Lebensstil ins Spiel. Jeder von uns kann seinen Beitrag leisten, indem er sein Konsumverhalten senkt, Abfall vermeidet und wiederverwendbare Produkte kauft. Jede Person, die den Zero Waste Lebensstil umsetzt, egal ob vollständig oder teilweise, leistet einen grossen Beitrag und hilft der Umwelt.
Mit diesen Worten sind wir am Ende unseres Blogbeitrags. Wenn du noch offene Fragen hast oder gerne deine Meinung einbringen möchtest, kannst du uns gerne einen Kommentar hinterlassen.
Quellenverzeichnis
srf.ch (09.2018). «Beeinträchtigung für Jahrtausende», Zunahme der globalen Müllberge.
wwf.ch. Ozeane ohne Plastikmüll: Unser Engagement für saubere Meere.
bafu.admin.ch. (05.2021). Abfall und Rohstoffe: Das Wichtigste in Kürze.
bafu.admin.ch. (11.2020). Wirtschaft und Konsum: Das Wichtigste in Kürze.
Ich finde es toll, dass Nachhaltigkeit in deinem Blog eine so große Rolle spielt. Ich glaube, einige Leute haben es immer noch nicht begriffen, aber es wird Zeit, etwas zu tun, sonst ist es zu spät! Wenn nur jeder einen kleinen Teil dazu beitragen würde, könnten wir schon so viel erreichen.
Ich halte diese Wegwerfkultur für völlig unsinnig. Man kauft und kauft und kauft und braucht die Dinge eigentlich gar nicht. Ich habe mir im letzten Jahr eine Sammlung von hochwertigen Werkzeugen zugelegt. Ich muss dazu sagen, dass ich allgemein gerne handwerklich arbeite, aber in unserem Haus werden Dinge, die kaputt sind, einfach repariert und NICHT weggeschmissen.
Vielen Dank für das Feedback.
Genauso sehen wir es auch, egal ob es einen kleinen oder grossen Beitrag ist, jeder Schritt hilft. Wir besitzen heutzutage viele Dinge, die wir oftmals nur selten oder gar nie brauchen. Anstatt viele günstige Produkte einzukaufen, sollten wir hochwertige Produkte bevorzugen. Diese sind zwar teurer, jedoch qualitativ besser.
Klasse, dass du bei dir Zuhause Dinge zuerst repariert anstatt wegschmeisst. Sehr viele Produkte könnten auf diese Weise weiterhin verwendet werden, anstatt im Müll zu landen.