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Dau­ne — Was du vor dei­nem nächs­ten Ein­kauf wis­sen solltest

Dass Fell­pro­duk­te bei im­mer mehr Men­schen zu ei­nem No-Go wer­den, ist nichts Neu­es. Die Dau­nen­in­dus­trie hin­ge­gen, ist für vie­le kaum be­kannt und in der Öf­fent­lich­keit we­ni­ger ver­brei­tet, wie an­de­re tie­ri­schen In­dus­trien. Ob­wohl das Kopf­kis­sen, die Ski­ho­se oder die Ja­cke oft­mals ein Dau­nen­pro­dukt ist, fehlt den Ver­brau­chern das Be­wusst­sein der Be­schaf­fung von Daune.

Laut der Tier­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on PE­TA (Peo­p­le for Ethi­cal Tre­at­ment of Ani­mals) wer­den jähr­lich schät­zungs­wei­se min­des­tens ei­ne Mil­li­ar­de Tie­re pro Jahr führ ih­re Fe­dern, Pel­ze, Le­der, Sei­de, Kasch­mir und Wol­le ge­schlach­tet. Wahn­sin­nig vie­le Tie­re und doch ge­rät die Dau­nen­in­dus­trie öf­ters in Ver­ges­sen­heit. Könn­te der Grund da­für sein, dass die Dau­nen­in­dus­trie tier­freund­li­cher ist als zum Bei­spiel die Fell­in­dus­trie? Was hin­ter der Dau­nen­pro­duk­ti­on wirk­lich steckt, fin­dest du in die­sem Blog­bei­trag beschrieben.

Die­se Fe­dern wer­den verwendet

Für un­se­re Klei­der so­wie Bett­wa­ren wird haupt­säch­lich Gän­se und En­ten Dau­ne ver­wen­det. Das Dau­nen­ge­fie­der der En­ten­vö­gel ist ein be­lieb­tes Füll­ma­te­ri­al für Bett­wa­ren und Ja­cken, weil es gut iso­liert und warm­hält. Aus­ser­dem wie­gen Dau­nen­fe­dern sehr we­nig, was ein wei­te­rer Vor­teil ist. Fragst du dich jetzt, was Dau­nen­fe­dern über­haupt sind? Hier ei­ne kur­ze Er­klä­rung für dich.

En­ten und Gän­se ha­ben zwei Fe­der­schich­ten. Die Dau­nen­fe­dern (Un­ter­ge­fie­der), sind leich­te, klei­ne und wei­che Fe­dern, die un­ter den sicht­ba­ren Fe­dern ei­nes Vo­gels wie­der­zu­fin­den sind. Sie ha­ben zum Zweck, den Vo­gel ge­gen Wär­me und Käl­te zu iso­lie­ren. Über dem Dau­nen­kleid lie­gen dich­te Fe­dern. Die­se Fe­dern fet­ten En­ten­vö­gel re­gel­mäs­sig mit ei­ner öli­gen Sub­stanz aus der Bür­zel­drü­se ein. So­mit wird das Ge­fie­der Was­ser­ab­wei­send und Was­ser perlt von den Fe­dern ab.

Wie nach­hal­tig ist Daune?

Dau­ne ist nebst der Wol­le ein wei­te­res Pro­dukt, dass ger­ne als na­tür­lich und nach­hal­tig ver­kauft wird. Wie um­welt­freund­lich sind Fe­dern jedoch?

Mil­li­ar­den von En­ten und Gän­se wer­den ge­züch­tet, sei es für das Fleisch, ih­re Fe­dern oder bei­des. Die rie­si­gen Men­gen an Aus­schei­dun­gen be­las­ten das Kli­ma und ver­schmut­zen Grund­was­ser und Bö­den. Aus­ser­dem sol­len die Tie­re für mehr Pro­fit so schnell wie mög­lich wach­sen und an Ge­wicht zu­neh­men, wo­für sie Kraft­fut­ter er­hal­ten. Für die Her­stel­lung die­ses Fut­ter wer­den rie­si­ge Bo­den­flä­chen ge­braucht, teil­wei­se auch sol­che von ge­ro­de­tem Re­gen­wald. Wie bei an­de­ren tie­ri­schen Ma­te­ria­li­en, müs­sen die Fe­dern nach dem Rup­fen wei­ter­ver­ar­bei­tet wer­den. Da­für kom­men oft chlor­hal­ti­ge Rei­ni­gungs- und Des­in­fek­ti­ons­mit­tel, so­wie an­de­re che­mi­sche Stof­fe zum Ein­satz. Die Roh­fe­dern, an de­nen noch Er­de, Sand und Kot kle­ben, wa­schen sie mit Was­ser, was gros­se Men­gen an Was­ser ver­braucht. Viel En­er­gie wird für das Trock­nen, Sor­tie­ren und Trans­por­tie­ren der Dau­nen ver­braucht, was zu ei­ner schlech­ten Um­welt­bi­lanz beiträgt.

Nicht zu ver­ges­sen ist der Aspekt der Ge­sund­heit. Die mas­sen­haf­te Zucht von Tie­ren, sei es für Dau­nen, Le­der oder Fleisch hat oft­mals zum Ziel, mög­lichst ho­he Pro­fi­te für gros­se Un­ter­neh­men zu er­zeu­gen. Da­durch, dass mög­lichst vie­le Tie­re auf en­gem Raum ein­ge­sperrt sind, bie­tet das für Vi­ren und an­de­ren Er­re­gern gu­te Be­din­gun­gen, zu mu­tie­ren (Bei­spiel: Vogelgrippe). 

Wo­her stam­men die Daunen?

Der gröss­te Teil der welt­weit ge­han­del­ten Dau­ne kommt aus Asi­en, be­son­ders aus Chi­na. In Eu­ro­pa kommt ein Gross­teil aus Un­garn, Ru­mä­ni­en oder Po­len, wo der Le­ben­drupf noch heu­te ei­ne Rupf Me­tho­de ist. Ob­wohl der Le­ben­drupf in Eu­ro­pa und der Schweiz ver­bo­ten ist, gibt es bei die­sem Ge­setz ein Schlupf­loch. Das Ge­setz be­sagt, dass Be­trie­be die Fe­dern wäh­rend der Mau­ser-Zeit (Fe­dern lö­sen sich von al­lein) ab­bürs­ten dür­fen. Die­ser Pro­zess könn­te schmerz­frei sein, wenn nur die ge­lös­ten Fe­der her­aus­ge­nom­men werden.

Wie du dir den­ken kannst, ist die­se Pra­xis auf gros­sen Be­trie­ben fast un­mög­lich. Bei Tau­sen­den von Tie­ren sind nie al­le Gän­se gleich­zei­tig in Mau­ser und es wä­re viel zu auf­wän­dig, sie al­le zu sor­tie­ren und vor al­lem nur die ge­lös­ten Fe­dern sorg­fäl­tig aus­zu­bürs­ten. Der nächs­te Ha­ken an die­sem Ge­setz ist, dass zum Bei­spiel Frank­reich und Un­garn die Le­ben­drumpf wei­ter prak­ti­zie­ren dür­fen, weil es dort als kul­tu­rel­le Tra­di­ti­on gilt, was im Ver­gleich zum Tier­schutz vor­ran­gig ist. Aus­ser­dem ga­ran­tiert der Totrupf nicht un­be­dingt, dass Gän­se zu­vor nicht le­bend­ge­rupft wur­den. Da die Be­trie­be sie nach ih­rem Tod noch ein letz­tes Mal rup­fen, ge­hen sie zu die­sem Zeit­punkt als Totrupf durch. 

Daune
Ab­bil­dung 6: Gans wird le­ben­dig grupft.

In der Schweiz müs­sen Dau­nen, die aus Le­ben­drupf kom­men, nicht de­kla­riert wer­den. Mehr In­for­ma­tio­nen da­zu, fin­dest du im Be­richt des Bun­des zur ”ob­li­ga­to­ri­schen De­kla­ra­ti­on der Her­stel­lungs­me­tho­den von Nah­rungs­mit­teln”.

Das Le­ben der Gän­se und En­ten für Daune

Gän­se und En­ten wer­den für ih­re Fe­dern und ihr Fleisch ge­züch­tet. Auf Zucht­far­men hal­ten sie oft­mals tau­sen­de von Tie­ren in ver­dreck­ten Hal­len. En­ten le­ben 5–12 Wo­chen und Gän­se 12–23 Wo­chen in die­sen Hal­len. Für die Be­trie­be ist es wich­tig, dass die Was­ser­vö­gel so schnell wie mög­lich an Ge­wicht zu­le­gen, um ihr Tö­tungs­ge­wicht zu er­rei­chen und sie so­mit schnel­ler tö­ten zu kön­nen. Als Fol­gen die­ser Pra­xis kön­nen ge­sund­heit­li­che Pro­ble­me wie Ent­zün­dun­gen der Ge­len­ke, Herz­an­fäl­le, ver­krüp­pel­te und ge­bro­che­ne Bei­ne (zu viel Ge­wicht) und Atem­not auf­tre­ten. Schwä­che­re En­ten oder Gän­se ver­lie­ren manch­mal den har­ten Kampf um Nah­rung und Was­ser oder wer­den von grös­se­ren Tie­ren ver­letzt oder nie­der­ge­tram­pelt. Vie­le Tie­re auf klei­nem, ver­dreck­ten Raum be­deu­ten auch gu­te Be­din­gun­gen für Krank­heits­er­re­ger, wes­halb die Tie­re in der Mast Me­di­ka­men­te dar­un­ter auch An­ti­bio­ti­ka be­nö­ti­gen. Nicht sel­ten kommt es vor, dass Tie­re be­reits in den Hal­len sterben.

Er­rei­chen die Was­ser­vö­gel ihr Tö­tungs­ge­wicht, wer­den sie in Trans­port­bo­xen ver­la­den und zum Schlacht­hof ge­bracht. Wäh­rend dem Ver­la­den, kön­nen sich die Tie­re durch den gro­ben Um­gang Kno­chen­brü­che zu­zie­hen oder sich Glie­der­mas­sen zwi­schen den ge­sta­pel­ten Bo­xen ein­klem­men. Im Schlacht­haus wer­den die En­ten und Gän­se kopf­über an ein Fliess­band ge­hängt, wo ihr ein Mes­ser die Keh­le durch­trennt. Die Fe­dern wer­den nach ih­rem Tod ma­schi­nell aus der Haut ent­nom­men (Totrupf) und weiterverarbeitet. 

Die Stopf­le­ber­pro­duk­ti­on

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Ab­bil­dung 3: Gän­se wer­den für die Pro­duk­ti­on von Fois Gras gefüttert.

Dau­nen kön­nen auch als Ne­ben­pro­dukt der qual­vol­len Stopf­le­ber­pro­duk­ti­on in Klei­der oder Bett­wa­ren vor­kom­men. Hier­für hal­ten Be­trie­be Gän­se in klei­nen Kä­fi­gen und tun sie zwangs­er­näh­ren. Ar­bei­ter schie­ben ein Rohr tief in den Hals und pum­pen den Gän­sen täg­lich bis zu 1kg sal­zi­ger, fet­ti­ger Mais­breis in den Ma­gen. So­mit bläht sich die Le­ber ei­ner Gans auf das Zehn­fa­che der Nor­mal­grös­se auf und die Tie­re sind kom­plett ver­fet­tet. Er­rei­chen sie ihr Ge­wicht, kom­men sie für Her­stel­lung von Le­ber­pas­te (Fois Gras) ins Schlacht­haus. Die Fe­dern wer­den zur Ver­ar­bei­tung weiterverkauft.

Le­ben­drupf

Die Fe­dern der Gän­se und En­ten wer­den auf zwei Ar­ten ge­rupft. Der Totrupf, denn wir be­reits be­schrie­ben ha­ben und der Le­ben­drupf, der vor al­lem die Gän­se be­trifft. Wie es der Na­me schon ah­nen lässt, wird den Gän­sen die Fe­dern bei le­ben­di­gen Leib ent­nom­men. So­mit kön­nen die Be­trie­be mög­lichst viel Pro­fit er­rei­chen. Für die­se Prak­tik wer­den die Tie­re bis zu vier Mal im Jahr fest­ge­bun­den oder zwi­schen den Bei­nen fi­xiert, da­mit Arbeiter:innen die Fe­der­bü­schel aus­rup­fen kön­nen. El­tern­tie­re, die für die Ei­er­pro­duk­ti­on auf den Be­trie­ben le­ben, rup­fen Ar­bei­ter bis zu 15 Mal in ih­rem Le­ben. Nicht sel­ten wird die­ses Ver­fah­ren sehr grob ge­han­delt, was bei den Gän­sen zu Flü­gel­brü­chen und Wun­den (Haut auf­reis­sen) füh­ren kann. Der Le­bens­rupf be­deu­tet für die Tie­re Stress und Schmerz.

Wie auf den Bil­dern zu se­hen, gibt es bei der Was­ser­vö­gel Zucht gros­se Un­ter­schie­de. Links han­delt es sich um ei­ne Farm, die bei ei­nem La­bel zer­ti­fi­ziert wur­de. Für die­ses La­bel müs­sen ei­ni­ge Punk­te be­züg­lich Tier­wohl be­ach­tet wer­den. Wie du dir vor­stel­len kannst, wird öf­ters mit sol­chen Bil­dern oder Bil­dern von ‘glück­li­chen Tie­ren’ für Dau­nen­pro­duk­te ge­wor­ben, als mit dem rech­ten Bild. Das rech­te Bild ist je­doch Rea­li­tät, die in der Öf­fent­lich­keit nicht oft vorkommt.

So­mit sind wir am En­de die­ses Blog­bei­tra­ges an­ge­langt. Im nächs­ten Blog­bei­trag schau­en wir uns die Dau­nen Al­ter­na­ti­ven so­wie ein zer­ti­fi­zier­tes Bei un­se­ren Re­cher­chen zur Dau­nen­pro­duk­ti­on ist uns schnell auf­ge­fal­len, dass über die­ses The­ma we­ni­ger im In­ter­net zu fin­den ist, wie bei den an­de­ren be­reits be­schrie­be­nen tie­ri­schen Materialien. 

Quel­len­ver­zeich­nis

Mar­ga­ret Sia. (2021). DOWN HURTS! Sus­taina­bi­li­ty in the fa­shion industry.

Xin­wei Song, Yu­lan Gao, Dong­mei Shen und Rus­h­eng Jia. (2020). Stu­dy on the Pol­lu­ti­on Con­trol of Down Wa­shing Was­te­wa­ter in West An­hui, China

PE­TA. (2021). Dau­nen: So lei­den Gän­se und En­ten beim qual­vol­len Lebendrupf.

Ab­bil­dungs­ver­zeich­nis

Ab­bil­dung 1: Berg­stei­ger. Gans im Glück — Dau­ne und ih­re Herkunft. 

Ab­bil­dung 2: Pix­a­bay.

Ab­bil­dung 3: Bo­te. (2021). Stopf­le­ber auch in Frank­reich in Kritik.

Ab­bil­dung 4: Deu­ter Blog: (2020). Die Her­stel­lung der Deu­ter Daunen.

Ab­bil­dung 5 & 6: PE­TA. (2021). Dau­nen: So lei­den Gän­se und En­ten beim qual­vol­len Lebendrupf.

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