Pflanzliche Wollalternativen sind heutzutage nicht mehr schwer zu finden. In praktisch jedem Laden sind zum Beispiel Baumwoll- oder Leinenprodukte zu kaufen, die aus pflanzlicher Basis bestehen. Dies könnte daran liegen, dass das Tierwohl immer mehr Menschen wichtig wird. Konsumenten achten sich in unterschiedlichen Bereichen, wie nachhaltig und tierfreundlich die Produkte wirklich sind.
Im letzten Beitrag konntest du mehr über die Wollindustrie und den dafür benutzten Tierarten erfahren. Heute gehen wir auf einige Argumente ein, die wir Menschen häufig brauchen, um für Wollprodukte zu argumentieren. Sprechen diese wirklich für Wollprodukte und stimmen diese Argumente überhaupt? Antworten zu diesen Fragen findest du in diesem Beitrag.
Argumente, welche für die Wollproduktion verwendet werden
In diesem Abschnitt möchten wir auf einige Argumente eingehen, die für die Wollprodukte sprechen sollen. Argumente wie Wolle ist natürlich oder Schafe müssen sowieso geschoren werden, sind zwei von vielen Aussagen, die immer wieder genutzt werden. Sprechen diese Argumente jedoch tatsächlich für die Wollproduktion? Hier kannst du dir ein Bild davon machen.
„Schafe müssen sowieso geschoren werden.”
Heute ist diese Aussage wahr. Der natürliche Fellwechsel von Schafen, Alpakas, Angorakaninchen und Angoraziegen wurde für mehr Profit weggezüchtet. Das Merinoschaf, trug früher immer nur so viel Wolle, wie es für die bestimmte Jahreszeit brauchte. Heute sind die Tiere darauf angewiesen, für ihr körperliches Wohl, regelmässig geschoren zu werden. Wie bereits beschrieben, ist das Leben eines Wollschafes oftmals alles andere als schön. Nur ein Zuchtstopp von Tiere, die keinen natürlichen Fellwechsel mehr haben, kann dieses Tierleid verhindern.

„Wolltiere werden nicht getötet.”
Lässt der Wollwachstum der Tiere nach, landen fast alle Schafe im Schlachthaus oder sie enden auf Lebendexporte (vor allem in Australien). Jedes Jahr kommen Hunderttausende Schafe auf überfüllten Schiffen in Länder des Nahen Osten an, wo sie für ihr Fleisch und ihre Wolle geschlachtet werden. Auf diesen Transporten stehen die Tiere häufig in ihren eigenen Fäkalien und haben keinen Zugang zu Nahrung und Wasser. Viele von ihnen sterben bereits vor der Ankunft.
„Wolle ist natürlich und nachhaltig.”
Wolle ist an dem Tier natürlich, dem sie gehört. Ob tierische Materialien, welche wir Menschen tragen natürlich sind, ist fraglich. Heute werden Millionen von Wolltieren gezüchtet, die grosse Umweltprobleme verursachen. Allein das Halten der Tiere verbraucht enorm viel Wasser, Land und Futter. Ziege und Schafe werden zum Schutz von Parasiten und Pilzen in einer giftigen Brühe gebadet, die vorsichtig entsorgt werden muss. Diese giftigen Stoffe verschmutzen Böden und Gewässer. Beim Grasen ziehen die Ziegen Gräser und Kräuter samt der Wurzel aus der Erde, wodurch eine Wüstenlandschaft zurückbleibt, die zu einer Versteppung ganzer Regionen führen kann. Alpakas haben einen stark nitrathaltigen Urin, der ebenso negative Auswirkungen auf die Umwelt hat. Der hohe Nitratgehalt im Urin führt nämlich zu einer Übersäuerung von Böden und Gewässer.
Die Produktion von Wolle (vor allem Alpaka & Kaschmir) schneidet schlechter ab als viele pflanzliche und synthetische Alternativen. Wusstest du, dass in vielen konventionell gehandelten Wollprodukten umstrittene halogenorganische Verbindungen enthalten sind? Diese sind organische Verbindungen, die Brom, Jod oder Chlor enthalten. Viele von ihnen gelten als allergieauslösend, andere sind krebserregend. Diese werden eingesetzt, um die Kleidung „maschinenwaschbar” zu machen. Einige von diesen Verbindungen verfügen über ein hohes Allergiepotenzial.
„Ich kaufe keine Wolle aus Australien.”
Mulesing freie Wolle zu kaufen oder allgemein auf Wollprodukte aus Australien zu verzichten, setzt bereits ein klares Zeichen, gegen die dort angewandten Praktiken. Es ist jedoch schwer festzustellen, woher die Wolle ursprünglich stammt. Der grösste Teil der Wolle, vor allem für die Bekleidungsindustrie, wird nach Italien oder China exportiert. Wenn du also ein Produkt mit dem Etikett „Made in Italy” siehst, könnte es sich trotzdem um Wolle aus Australien handeln. Ausserdem werden Schafe auch in Deutschland oder Italien nicht viel besser behandelt. Auch sie können ohne Betäubung kastriert und ihre Schwanzwirbel mit Gummiringen abgetrennt werden.
Alternativen zu Wolle
Du möchtest deinen Konsum von Wolle verringern oder ganz darauf verzichten? Wir haben gute Neuigkeiten für dich. Es gibt unzählige pflanzliche und nachhaltige Alternativen zu Wolle. Hier haben wir einige für dich aufgelistet:
Bambus
Bambus lässt sich zu Viskosefasern oder umweltfreundlichem Monocel verarbeiten. Im Vergleich zu Merinowolle sind diese Fasern belastbarer, weicher und speichern keine Gerüche. Ausserdem fühlt sich Viskose- und Monocel eher kühl an, weshalb die Alternative für sommerliche Stoffe gut geeignet ist.

Hanf
Hanf ist sehr robust, wächst schnell und ist vollständig kompostierbar. Aus diesem Grund kommt er häufig ohne die Verwendung von Pestiziden oder chemischen Düngemittel aus. Die Wurzeln können bis zu einem Meter in den Boden wachsen, was Erosionen (Abtragen von Gestein) und Nährstoffverluste verhindert. Zum Tragen eignet sich die Textilfaser (vom Griff ähnlich wie Leinen) hervorragend, da Hanf hautfreundlich und antimikrobiell ist.
Leinen
Im Vergleich zu anderen Kulturpflanzen, gilt Leine als sehr umweltfreundlich, da beim Anbau weniger Pestizide, Düngemittel, Wasser und Energie zum Einsatz kommt. Der Naturstoff trocknet sehr schnell, hat antiallergische Eigenschaften (für empfindliche Haut geeignet) und ist durch seine hohe Reissfestigkeit lange tragbar.
Natürlich gibt es viele weitere pflanzliche Alternativen wie zum Beispiel Baumwolle, Viskose und Kunststoff aus recycelten Kunststoffen. Alle zu beschreiben, würde jedoch den Rahmen unseres Blogbeitrages sprengen. Wie du aber siehst, ist es heutzutage gut möglich, auf pflanzliche Stoffe zurückzugreifen. Ausserdem steigt die Anzahl an Marken, die sich dazu verpflichten, auf tierische Materialien zu verzichten.
Schlussendlich liegt die Entscheidung bei jedem einzelnen Konsumenten. Kannst du es mit dir selbst vereinbaren, ein Produkt aus Wolle zu kaufen? Oder geht dir das Tierwohl vor und du verzichtest auf diese Produkte? Die Wahl liegt bei dir, Alternativen gibt es genügende.
Quellenverzeichnis
Martina Gerken, Carlo Renieri, Daniel Allain, Hugh Galbraith, Juan Pablo Gutiérrez, Lisa McKenna, Roman Niznikowski, Maria Wurzinger. (2019). Advances in Fibre Production Science in South American Camelids and other Fibre Animals.
PETA. (2018). Wolle: Wir beantworten die 12 wichtigsten Fragen.
PETA. Vegane Wolle – die beliebtesten Alternativen zu tierischer Wolle.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: PETA. (2021). Schafe scheren: So sehr leiden Schafe unter Qualzucht & Schur
Abbildung 2: Junghaus Wolle.